Die Deutsche Telekom investiert in Schweden

Die Deutsche Telekom wächst jetzt mit zwei Unternehmen in Schweden: Deutsche Telekom Nordics und Detecon. Die Deutsch-Schwedische Handelskammer traf sich mit Edward Kallerman und Lars Theobaldt, den Leitern der beiden Betriebe in Schweden, um darüber zu sprechen, warum der schwedische Markt großes Interesse in dem Weltkonzern geweckt hat. (Artikel erschien am 4.9.24 auf der Webseite der Deutsch-Schwedischen Handelskammer)

Die Deutsche Telekom, eines der größten Telekommunikationsunternehmen der Welt, ist mit zwei Unternehmen auf dem schwedischen Markt aktiv. Die im Jahre 2020 gegründete Deutsche Telekom Nordics bietet Lösungen in den Bereichen Mobilfunk, Breitband, Online-Plattformen (ZoomX, Teams) und Kommunikationstechnologien an. Vor zwei Jahren verstärkte sich ihre Präsenz in Schweden mit der Tochtergesellschaft Detecon, die Beratungsleistungen im Bereich der digitalen Transformation anbietet. 

Warum haben Sie sich für eine Investition in Schweden entschieden?

„Schweden ist ein Vorreiter für Digitalisierung und Innovation. Hier gibt es viele spannende Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle und -prozesse mit Hilfe neuer Technologien und neuer Arbeitsweisen weiterentwickeln wollen”, sagt Lars Theobaldt, Managing Partner Nordics bei Detecon. „Schweden hat auch hohe Anforderungen an Qualität, Präzision und Sicherheit, was sehr gut zu unserem Angebot passt. Wir verfügen über globale Erfahrung und ein starkes Netzwerk innerhalb der Deutschen Telekom Gruppe, das wir nutzen und auf die lokalen Bedürfnisse und Bedingungen anpassen können. Wir sind inzwischen 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb der Organisation in den nordischen und baltischen Ländern”, meint Edward Kallerman, Geschäftsführer der Deutschen Telekom Nordics. 

„Schweden hat auch hohe Anforderungen an Qualität, Präzision und Sicherheit, was sehr gut zu unserem Angebot passt."

An wen richten Sie sich?

Edward Kallerman: Die Deutsche Telekom zielt vor allem auf große und mittelständische Unternehmen und Organisationen ab, die ihren Betrieb digitalisieren und die Chancen einer sicheren und hochwertigen Kommunikationstechnologie nutzen wollen. Wie haben bereits mehrere strategische Partnerschaften mit schwedischen Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Telekommunikation und Finanzwesenen sowie dem öffentlichen Sektor.  

Lars Theobaldt: Detecon Consulting konzentriert sich in erster Linie auf die digitale Transformation mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle sowie neue Arbeitsweisen zu schaffen, vor allem für Kundinnen und Kunden aus der Telekommunikationsbranche und der Industrie. „Gesteigerte Innovation und Effizienz sind laut unseren Studien auch die Kriterien, mit denen Unternehmen den Erfolg neu eingeführter Technologien messen. Wir helfen ihnen, ihre Herausforderungen und Möglichkeiten zu analysieren, ihre Ziele und Visionen zu definieren und die besten Lösungen für ihre Situation umzusetzen. Wir sind nicht an ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Plattform gebunden, sondern können individuelle Lösungen anbieten. Stockholm ist ein idealer Standort für unsere Expansionsziele auf dem nordischen Markt. 

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihren Unternehmen aus und wie schaffen Sie daraus Synergien? 

Edward Kallerman: Unsere Unternehmen passen sehr gut zusammen. Wir ergänzen uns gegenseitig und können Kundinnen und Kunden, die ihr Geschäft digitalisieren wollen, eine Komplettlösung anbieten – von der Infrastruktur bis zur Strategie. Sobald Unternehmen über eine zuverlässige Infrastruktur und eine vernetzte IT- Umgebung verfügen, die wir bereitstellen können, kann Detecon bei der Transformation und der Optimierung von Prozessen mit KI helfen.   

Lars Theobaldt: Wir haben auch eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen unseren Unternehmen und können gemeinsame Kundentreffen abhalten. 

Welche Herausforderungen sehen Sie bei Ihren Kunden?

Edward Kallerman: Ein Beispiel für eine Kundenlösung könnte sein, dass ein Unternehmen den Telekommunikationsanbieter in ganz Europa und dem Rest der Welt wechseln möchte. Über unsere Partner weltweit bieten wir verschiedene Medien mit zusätzlicher Sicherheit an, z. B. Internet-Zustellung mit SLA, SASE/SDWan und SDLan-Lösungen zur sicheren und verschlüsselten Kommunikation zwischen Branchen und Ländern. Gleichzeitig können wir von der Kompetenz und den Dienstleistungen des Konzerns profitieren, wie z. B. dedizierter Internetverkehr mit traditionellem MPLS (Anm. d. Red.: eine Technik, die verwendet wird, um den Datenfluss in einem Netzwerk zu optimieren und zu verbessern).  

Die Stadt Stockholm nutzt beispielsweise Zoom X, einen von der Deutschen Telekom zusammen mit Zoom entwickelten Videodienst für digitale Meetings. Die Kommunikation außerhalb Europas stellte eine große Herausforderung dar, bei der wir der Organisation helfen konnten. Unsere Technologie unterstützt Unternehmen auf ihrem Weg in die Cloud mit einer Reihe von Lösungen, die die Leistung, Kosten und Sicherheit der IT-Infrastruktur eines Unternehmens optimieren. 

Ein anderes Unternehmen aus dem Life-Science-Sektor benötigte eine Technologie, die sicherstellt, dass die Kommunikation mit dem Gesundheitssektor nicht eingeschränkt wird.    

Lars Theobaldt: Unsere Kunden sind oft multinationale Unternehmen, die eine Vision davon haben, was sie mit ihren softwarebasierten Lösungen im Telekommunikationsnetzt erreichen wollen. Wir erstellen zunächst eine Analyse und dann einen Plan samt Berechnung der Profitabilität der Investition. Ist der Kunde mit unseren Leistungen zufrieden, können wir auch bei der Umsetzung helfen, oft mit Hilfe anderer Tochtergesellschaften der Deutschen Telekom. Wir sind häufig bereits in die F&E-Aktivitäten unserer Kunden eingebunden. Ein Unternehmen benötigte beispielsweise ein Cloud-Cluster (Anm. d. Red.: eine Sammlung von Servern in der Cloud, die zusammenarbeiten), um die Leistung und Verfügbarkeit von Daten und Anwendungen, aber auch die Sicherheit ihrer F&E-Aktivitäten zu verbessern. Wir waren in der Lage, Pläne recht zügig, sicher und vereinfacht zu definieren und umzusetzen. Eine Reise, die etwas mehr als zwei Jahre gedauert hat.    

Wie sicher sind die IT-Umgebungen von Unternehmen? 

Edward Kallerman: Viele bremsen ihre Investitionen. Sicherheit ist teuer, und denken: „das wird mir nicht passieren”. Cyberangriffe geschehen jedoch ständig. Hackergruppen dringen überall ein. Man muss nur einen Plan haben, was man im Falle eines Angriffs unternehmen kann, und dafür sorgen, dass der Schaden so gering wie möglich gehalten wird, wenn es passiert.

In Szenarien, in denen wir Nutzer, Systeme oder Produkte miteinander verbinden müssen, um bestimmte Ziele zu erreichen, das Unternehmen aber keine Multi-Cloud-Verbindung hat, ist das Ergebnis nicht gut. (Anm. d. Red: Multi-Cloud ist die Nutzung von Cloud-Diensten mehrerer Anbieter zur Optimierung von Leistung, Kosten und Sicherheit der IT-Infrastruktur eines Unternehmens.) „Viele bremsen ihre Investitionen. Sicherheit ist teuer. Cyberangriffe geschehen jedoch ständig."  

Was können wir in den kommenden Jahren von der Entwicklung der Telekommunikation im Allgemeinen erwarten? Gibt es revolutionäre Herausforderungen und Möglichkeiten?

Lars Theobaldt: KI ist ohne Zweifel die Zukunft. In Schweden erwarten sich laut unserer Studie „Insights on Technology Adoption“ sogar 50 Prozent der Unternehmen durch KI einen deutlichen Anstieg ihrer Produktivität. Dazu kommen Cybersicherheit und Serverkapazität sowie Energie. Sobald KI eingesetzt wird, muss man sicherstellen, dass die Informationen an der richtigen Stelle ankommen. Beispiele für Entwicklungen, die wir sehen sind autonome Systeme, Automatisierung, Nachhaltigkeit und agentenbasierte KI. 

„KI ist ohne Zweifel die Zukunft. Dazu kommen Cybersicherheit und Serverkapazität sowie Energie. Sobald KI eingesetzt wird, muss man sicherstellen, dass die Informationen an der richtigen Stelle ankommen."

Die Branche ist nicht mehr nur prozessorientiert, sondern wird zunehmend datengesteuert. Nehmen wir eine Brauerei als Beispiel: alle sich wiederholenden Dienstleistungen in der Lieferkette können automatisiert und prognostiziert werden, von der Hopfenbestellung bis zur Produktion. Der Brauvorgang kann mit Sensoren zur Datenanalyse und Optimierung der Gärung, Temperaturregelung und Qualitätssicherung des Bieres digitalisiert werden. 

Mit KI werden die Ressourcen minimiert. Die Lufthansa bucht für Kunden beispielsweise Tickets mit Hilfe eines Bots. Im Supermarkt kann die Verkäuferin zum Beispiel „Tomate“ in ihr Headset sagen und der Preis wird ihr direkt ins Ohr gesagt. Wichtige Paradigmenwechsel finden jetzt zum Beispiel im Bankwesen und in der Automobilindustrie statt. Anders als in der Vergangenheit treten die Hersteller wie Coca-Cola direkt mit den Kundinnen und Kunden in Kontakt. Die Automatisierung ermöglicht es, neue Dienstleistungen als Service anzubieten. 

Gleichzeitig brauchen Unternehmen Ethikbeauftragte, die sich mit den ethischen Fragen rund um die KI befassen. Die Einhaltung des neuen EU-KI-Gesetzes ist derzeit die größte Herausforderung für unsere Kunden.  

„Gleichzeitig brauchen Unternehmen  Ethikbeauftragte, die sich mit den ethischen Fragen rund um die KI befassen."

Wie können Schweden und Deutschland enger zusammenarbeiten, um ein starkes europäisches Cluster zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China zu stärken? Können wir unsere Unterschiede nutzen? 

Edward Kallerman: Die Strecke Berlin – Stockholm ist ein Korridor, den wir ausbauen können. Es ist äußerst wichtig, dass wir in Europa zusammenhalten, denn gemeinsam sind wir stärker. Aus Sicht der IT-Sicherheit ist es umso besser, je mehr Daten wir innerhalb Europas behalten können. Schweden ist zwar gut darin, agil und nutzerorientiert zu sein, aber gleichzeitig kann es auch etwas langsam gehen. Das Konsensmodell, welches in Schweden üblich ist, kann dazu führen, dass Entscheidungen länger dauern als bei einer Top-Down-Führung. Andererseits wird sich nichts verändern, wenn man die Ingenieurinnen und Ingenieure nicht mit ins Boot holt.  

„Aus Sicht der IT-Sicherheit ist es umso besser, je mehr Daten wir innerhalb Europas behalten können."

Wie unterscheidet sich der schwedische Markt vom deutschen Markt? Was sind die wichtigsten Unterschiede, die Sie in Ihrer Firma in Schweden im Vergleich zu Deutschland erleben?

Lars Theobaldt: In Schweden gibt es ein klares Konsensmodell, die Hierarchien sind flacher und es kann länger dauern, Entscheidungen zu treffen. Als Deutscher muss man Verständnis dafür haben. Es müssen viele Informationen gesammelt werden, bevor Entscheidungen getroffen werden können. Wenn alle an Bord sind, geht in Schweden alles sehr schnell. Das gegenseitige Vertrauen und die Ungezwungenheit schaffen auch Harmonie im Geschäftsleben. Es herrscht ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. 

Edward Kallerman: Schweden ist multikulturell und tolerant, wobei das Beste aus jedem Einzelnen herausgeholt wird. Die Begeisterung für fortschrittliche Technologien vereint unsere Organisation und wir integrieren Perspektiven aus verschiedenen Kulturen und Rollen.

Was erhoffen Sie sich von Ihrer Mitgliedschaft in der Deutsch-Schwedischen Handelskammer?

Lars Theobaldt: Die Handelskammer ist eine nützliche Plattform für verschiedene Unternehmen mit gemeinsamen Antriebskräften. Keiner kann Herausforderungen alleine lösen. Ich persönlich möchte von anderen Unternehmen lernen, zuhören und einen Dialog führen sowie meine eigenen Erfahrungen weitergeben. 

Edward Kallerman: Die Deutsch-Schwedische Handelskammer stellt Kontakte her. 

„Die Handelskammer ist eine nützliche Plattform für verschiedene Unternehmen mit gemeinsamen Antriebskräften."   

Lars Theobaldts fünf Tipps für die digitale Transformation mit KI:

  1. Eignen Sie sich Fachwissen an, um zu verstehen, wie Sie Ihr Unternehmen verändern können und die wirtschaftlichen und rechtlichen Auswirkungen abschätzen können. 
  1. Bauen Sie ein Kompetenzzentrum für KI-Themen auf und stellen Sie Gruppen zusammen, um herauszufinden, wie Bereiche sich gegenseitig ergänzen können. 
  1. Seien Sie darauf vorbereitet, dass manchmal etwas schief gehen kann. 
  1. Erstellen Sie Use Cases um herauszufinden, wie Sie KI in Ihr Unternehmen einbinden können. 
  1. Setzen Sie Ziele und stellen Sie sicher, dass die gesamte IT-Infrastruktur mit allen Systemen der Organisation kompatibel ist, und ziehen Sie erfahrene Berater*innen im Change Management hinzu. 

FAKTEN: Die Deutsche Telekom Gruppe

  • Ist heute das größte Telekommunikationsunternehmen Europas. 
  • Die Deutsche Telekom AG wurde am 1. Januar 1995 gegründet. Sie war früher Teil der staatlichen Deutschen Bundespost. 
  • Das Unternehmen ist in mehr als 50 Ländern vertreten, beschäftigt mehr als 200.000 Mitarbeiter*innen und erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 112 Mrd. EUR. 
  • Es ist im Aktienindex EURO STOXX 50 gelistet. 
  • Die Tochtergesellschaft Detecon Consulting besteht seit über 45 Jahren und verbindet klassische Unternehmensberatung mit technischer Expertise. 
  • T-Systems Northern Europe, der Teil der Deutschen Telekom, der sich auf IT & Target Services auch auf Schweden spezialisiert hat, hat seinen Hauptsitz in Kopenhagen. 
  • Mehrheitseigentümer von T-Mobile, dem drittgrößten Betreiber in den USA. 
  • Das Unternehmen hat weltweit über 240 Millionen Mobilfunkkunden, 27 Millionen Festnetzkunden und 21 Millionen Breitbandkunden.